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Traurige Realität - Täglich 650 Opfer von häuslicher Gewalt - Neues Lagebild des BKA 2022 zu häuslicher Gewalt

Gewalt ist kein Schicksal

Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt ist im Jahr 2022 um 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, wie das neue Lagebild zeigt. Das Lagebild wurde von Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Bundesfamilienministerin Lisa Paus und dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, in Berlin vorgestellt. Es verdeutlicht, dass häusliche Gewalt ein allgegenwärtiges Problem in Deutschland ist und alle gesellschaftlichen Gruppen betrifft.

Die Ministerinnen betonen, dass häusliche Gewalt kein Privatangelegenheit ist, sondern eine schwerwiegende Herausforderung. Sie betreffen nicht nur Frauen, sondern auch Kinder und pflegebedürftige Menschen. Gewalt kann verschiedene Formen annehmen, einschließlich Stalking und psychischer Terror. Es wird angestrebt, die Opfer zu stärken und sie zu ermutigen, Taten anzuzeigen, um Täter zur Rechenschaft ziehen zu können. Um Prävention zu verbessern, ist eine verstärkte Aus- und Fortbildung der Polizei erforderlich, um schnell und sensibel auf Gewalttaten zu reagieren. Gewalttäter sollten nach dem ersten gewaltsamen Übergriff aus der Wohnung verwiesen werden und dies sollte konsequent kontrolliert werden, um zu verhindern, dass sie schnell zurückkehren.

Die gestiegenen Zahlen verdeutlichen die traurige Realität von Gewalt gegen Frauen als gesamtgesellschaftliches und alltägliches Problem. Bundesfamilienministerin Lisa Paus setzt sich dafür ein, die Lücken im Netz der Frauenhäuser und Beratungsstellen zu schließen. Trotz schwieriger Haushaltslage wurde die Finanzierung von Baumaßnahmen in Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen um zusätzliche zehn Millionen Euro gestärkt, um ein flächendeckendes, niedrigschwelliges Unterstützungsangebot zu gewährleisten.

Die Ministerinnen betonen die Notwendigkeit eines sicheren Zufluchtsorts und kompetenter Beratung und Hilfe für Frauen in ganz Deutschland. Es ist von großer Bedeutung, das Schweigen zu brechen und den Opfern von häuslicher Gewalt eine sichere Umgebung zu bieten.


BKA-Präsident Holger Münch gibt bekannt, dass im Jahr 2022 die Polizei in Deutschland 240.547 Opfer häuslicher Gewalt registriert hat. Täglich wurden mehr als 650 Menschen Opfer solcher Taten. Eine gezielte Unterstützung und eine durchdachte Planung polizeilicher Maßnahmen sind daher von großer Bedeutung. 

Das neue Lagebild Häusliche Gewalt und die geplante Dunkelfeldstudie mit Fokus auf Partnerschaftsgewalt leisten einen wichtigen Beitrag, um ein besseres Verständnis für die Betroffenen und Täter zu erlangen und sowohl in der Repression als auch in der Prävention wirksame Maßnahmen zu ergreifen.


Das neue Lagebild Häusliche Gewalt - Erweiterung der bisherigen Auswertungen

Das neue Lagebild Häusliche Gewalt erweitert die bisherige kriminalstatistische Auswertung zur Partnerschaftsgewalt, die seit 2015 jährlich vom Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlicht wurde. Es bezieht nun auch innerfamiliäre Gewalttaten gegen Eltern, Kinder, Geschwister und sonstige Angehörige mit ein, um einen umfassenden Überblick über häusliche Gewalt in Deutschland zu geben.

Im Bereich der Partnerschaftsgewalt ist die Anzahl der Opfer um 9,1 Prozent auf 157.818 Opfer gestiegen. Frauen sind überwiegend von Gewalt im häuslichen Kontext betroffen: 80,1 Prozent der Opfer von Partnerschaftsgewalt und 71,1 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt insgesamt sind weiblich. Bei den Tatverdächtigen von Partnerschaftsgewalt handelt es sich zu 78,3 Prozent um Männer, im Gesamtbereich der häuslichen Gewalt um 76,3 Prozent.


Die Hälfte der Opfer von Partnerschaftsgewalt lebte mit der tatverdächtigen Person zusammen. Die Mehrheit der Opfer und Tatverdächtigen war zwischen 30 und 40 Jahren alt, während bei innerfamiliärer Gewalt am häufigsten Personen unter 21 Jahren betroffen waren. Im Jahr 2022 wurden 133 Frauen und 19 Männer von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet.


Die Zahlen (Pressemitteilung BKA)

Opfer von Häuslicher Gewalt insgesamt wurden im Jahr 2022 (jeweils vollendete und versuchte Delikte):

  • Opfer von Tötungsdelikten: 702 Opfer (248 männlich und 454 weiblich), 
    • davon 239 Opfer von vollendeten Tötungsdelikten (58 männlich und 181 weiblich) und 463 Opfer von versuchten Tötungsdelikten (190 männlich, 273 weiblich) 
  • Opfer von vorsätzlicher einfacher Körperverletzung: 135.502 Opfer (39.766 männlich und 95.736 weiblich
  • Opfer von Bedrohung, Stalking und Nötigung: 57.376 Opfer (13.332 männlich und 44.044 weiblich)
  • Opfer von Freiheitsberaubung: 2.575 Opfer (437 männlich und 2.138 weiblich)
  • Opfer von gefährlicher Körperverletzung: 28.589 Opfer (11.277 männlich und 17.312 weiblich)

Und das sind lediglich die offiziellen Zahlen - Bisher größte Dunkelfeldstudie startet LeSuBiA

Eine großangelegte Studie mit dem Namen "Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag" (LeSuBiA) wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Bundesministerium des Innern und für Heimat sowie dem Bundeskriminalamt durchgeführt, um das Dunkelfeld der häuslichen Gewalt genauer zu erforschen. Insgesamt sollen deutschlandweit 22.000 Menschen befragt werden, um ein umfassendes Bild der aktuellen Lebenssituation, Sicherheit und Belastungen im Alltag zu erhalten.

Die Studie konzentriert sich insbesondere auf Gewalterfahrungen in Partnerschaften, sexualisierter Gewalt und digitaler Gewalt. Die Teilnehmer werden zufällig aus den Einwohnermelderegistern ausgewählt und beantworten Fragen zu ihren Erfahrungen mit Gewalt, ihrer Interaktion mit Polizei, Medizin, Gerichten und Opferhilfeeinrichtungen. Erste Ergebnisse werden im Jahr 2025 erwartet.

Die Studie stellt eine wichtige Weiterentwicklung gegenüber der letzten Opferbefragung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vor zwanzig Jahren dar, da sie erstmals auch repräsentative Daten zur Gewaltbelastung von Männern liefert. Zusätzlich ermöglichen Zusatzstichproben repräsentative Aussagen zur Gewaltbelastung in Partnerschaften, sexualisierter und digitaler Gewalt bei Menschen mit Migrationshintergrund.

Die Ergebnisse der Studie sollen dazu beitragen, effiziente politische Strategien zu entwickeln und die notwendigen Gewaltschutzmaßnahmen gezielter und effektiver zu gestalten. Aufgrund ihres Umfangs, ihrer anspruchsvollen Methodik und ihres geschlechtsübergreifenden Ansatzes ist die Studie in Deutschland bisher einzigartig.

Digitale Gewalt ein neues Thema bei häuslicher Gewalt

In der heutigen digitalisierten Gesellschaft ist digitale Gewalt zu einem neuen, besorgniserregenden Thema im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt geworden. Digitale Gewalt bezieht sich auf den Missbrauch digitaler Technologien und Kommunikationsmittel, um Gewalt auszuüben, zu bedrohen oder zu kontrollieren. Es kann verschiedene Formen annehmen, wie Cyberstalking, Online-Belästigung, Veröffentlichung intimer Bilder oder Videos ohne Zustimmung (Revenge Porn), Identitätsdiebstahl, Überwachung und Kontrolle über digitale Kanäle sowie die Verbreitung von Gerüchten und Diffamierung in sozialen Medien.

Digitale Gewalt erweitert das Spektrum der Gewalt innerhalb einer häuslichen Beziehung und kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Opfer können sich bedroht, gedemütigt und kontrolliert fühlen. Digitale Gewalt kann auch dazu dienen, traditionelle Formen der häuslichen Gewalt zu verstärken, indem sie den Tätern neue Möglichkeiten bietet, ihre Kontrolle und Macht über die Opfer auszuüben.

Die Anerkennung und Sensibilisierung für digitale Gewalt im Kontext häuslicher Gewalt hat in den letzten Jahren zugenommen. Es wurden Gesetze und Richtlinien entwickelt, um den Schutz der Opfer zu stärken und Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Opfer von digitaler Gewalt benötigen Unterstützung, Beratung und Hilfe, um mit den Auswirkungen umzugehen und ihre Sicherheit und Privatsphäre wiederherzustellen.

Es ist wichtig, dass Fachkräfte über digitale Gewalt informiert sind und angemessene Maßnahmen ergreifen, um die Betroffenen zu unterstützen. Die Integration von digitalen Kompetenzen und Kenntnissen in die Ausbildung und Fortbildung von Fachkräften ist entscheidend, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden und effektive Interventionsstrategien zu entwickeln.

eBook Digitale Gewalt



In diesem Zusammenhang weisen wir gerne auf, die Veröffentlichung des eBooks "Digitale Gewalt:" hin. 

Das eBook bietet eine umfassende Einführung in das Thema digitale Gewalt im Kontext häuslicher Gewalt und richtet sich an Betroffene, Fachkräfte, Gewaltschutzbeauftragte und andere Interessierte.

Sie finden fundierte Informationen über die verschiedenen Formen der digitalen Gewalt, deren Auswirkungen auf die Opfer und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Es vermittelt zudem praxisorientierte Handlungsempfehlungen und Strategien, wie Fachkräfte und Betroffene digitale Gewalt erkennen, angemessen darauf reagieren und die Betroffenen bestmöglich unterstützen können.

Mit diesem eBook möchten wir dazu beitragen, das Bewusstsein für digitale Gewalt zu schärfen und alle Interessierten mit den erforderlichen Kenntnissen und Kompetenzen auszustatten. Es ist ein wichtiger Schritt, um den Betroffenen wirksame Hilfe anzubieten und digitale Gewalt einzudämmen. Das eBook steht bei Amazon zur Verfügung. 


eBook Häusliche Gewalt

Wie die Ministerin Faeser formulierte - Gewalt ist kein Schicksal. Aus diesem Anlass wurde ebenso das Buch Häusliche Gewalt aktualisiert und als eBook veröffentlicht. 



Das eBook "Häusliche Gewalt" ist eine informative und praxisorientierte Ressource, die sich mit dem Thema auseinandersetzt. Es bietet einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Aspekte von häuslicher Gewalt, darunter Formen der Gewalt, Auswirkungen auf die Opfer, rechtliche Rahmenbedingungen und präventive Maßnahmen.

Die Zielgruppe sind Betroffene sowie Fachkräfte, Gewaltschutzbeauftragte und alle Interessierten, die ein tieferes Verständnis für häusliche Gewalt entwickeln und effektive Strategien zur Unterstützung der Betroffenen erlernen möchten.

Es liefert fundierte Informationen und praxisnahe Handlungsempfehlungen, um häusliche Gewalt zu erkennen, angemessen darauf zu reagieren und Opfern bestmöglich zu helfen. Zudem werden wichtige Themen wie Opferschutz, Unterstützungsangebote wie Frauenhäuser und Beratungsstellen sowie die Überwindung von Gewalt behandelt.

Das eBook ist ein wertvolles Werkzeug, um Betroffene und Fachkräfte mit den erforderlichen Kenntnissen und Fähigkeiten auszustatten, um häusliche Gewalt wirksam anzugehen und den Betroffenen eine sichere Umgebung zu bieten.

Das eBook ist bei Amazon verfügbar, nutzen Sie es als wertvolle Informationsquelle und Leitfaden in Ihrem Einsatz gegen häusliche Gewalt.


Das Lagebild Häusliche Gewalt zum Berichtjahr 2022 finden Sie hier: www.bmi.bund.de/lagebild-hg 

Weitere Informationen zur Studie unter: www.bka.de/lesubia 

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bietet Frauen unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr kostenlose und anonyme Beratung in 18 Sprachen an. Weitere Informationen unter www.hilfetelefon.de


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